30 Tage im kalten Fluss: Mein Abenteuer in der Pader
Aktuell beschäftige ich mich viel mit Kälte, hauptsächlich mit Kälte im Wasser. Da ich einige Abenteuer im kalten Wasser beschreiten möchte, ist dieses Thema zentral für mich.
Über eines dieser Abenteuer möchte ich hier erzählen: einen Monat jeden Tag ab in die kalte Pader.
Die Grenze meines Kälteempfindens
Alleine an das kalte Wasser der Pader zu denken lässt einen frösteln. Zumindest ging es mir so, als ich vor etwa 2 Monaten das erste mal in die Pader gegangen bin. Deshalb habe ich mir einen heißen Tee geschnappt, um über den vergangenen Monat zu schreiben.
Genau diese Grenze wollte ich mit diesem Vorhaben austesten: Wie reagiert mein Körper auf die Kälte der Pader, wenn ich mich ihr 30 Tage am Stück aussetze?
Mehr als nur ein Fluss
Mittlerweile entwickelt sich in mir eine Leidenschaft für die Pader. An einigen Tagen freue ich mich schon vorm Einschlafen darauf, morgen wieder das Wasser zu sehen und auf der Haut zu spüren.
Für mich war klar, um dieser Leidenschaft zu folgen und den Monat durchzuziehen, brauche ich einen Plan. Und der war einfach: Einen Monat lang jeden Tag mindestens 10 Minuten in der Pader baden - und zwar bis zu den Schultern im Wasser, inklusive Hände.
Der kalte September
September ist zwar ein schöner Monat, aber auch ein Monat mit Regen und schwankenden Temperaturen. Daher musste ich mich comitten, egal zu welchen Bedingungen jeden Tag meine Tasche zu packen, zur Pader zu fahren und die Kälte zu spüren.
Auch wenn es bei Regen total Spaß in der Pader macht, sind diese Regentage die herausfordernsten. Die Klamotten werden nass, es ist schwerer sich aufzuwärmen und ich musste mich aufraffen, durch den Regen zum Fluss zu fahren.
Die Außentemperatur lag diesen September zwischen 10 und 27 Grad als ich in der Pader war. Das Interessante ist dabei die Wassertemperatur. Diese blieb zwischen 11,4 und 13,3 Grad konstant.
Zwischen Dopamin und Aufgeben
Die ersten 7 Tage war ich täglich 16-20 Minuten in der Pader – mein fester Rhythmus, mein kleiner Kältereiz. Dann kam die erste Prüfung: eine viertägige Fortbildung in Freiburg. Im Morgengrauen meiner Abreise und unterm Sternenhimmel meiner Rückkehr stieg ich in die Pader.
In Freiburg wich ich auf die 18 Grad warme Dreisam und die eiskalte Hoteldusche aus. Eine witzige Wendung ergab sich als mir jemand zwischen den Vorträgen erzählte dass er bei Sonnenaufgang einen Menschen im Fluss sah und sich fragte wer so verrückt ist.
Mitte des Monats liesen mich Schlafmangel, private Sorgen und zu viel Training fünf Tage pausieren. Am 19. September kehrte ich entschlossen zurück ins Wasser. Die Pader und ich sahen uns wieder täglich. Bis mich 2 Tage vor Ende eine Erkältung lahm legte.
23 von 30 Tagen im Wasser. Zwischen Kälte, Zweifel und Willenskraft wurde mir klar: Genau diese Tage, an denen ich fast aufgegeben hätte und mein Vorhaben hinterfragte waren die lehrreichsten.
Eine fließende Erkenntnis
Das etwa 12 Grad kalte Wasser der Pader ist nach diesem Monat immer noch kalt für mich. Und das wird denke ich auch so bleiben. Mein Körper und Geist reagieren aber schon ganz anders darauf. Viel gelassener, ruhiger und ein kleines bisschen weniger in Alarmbereitschaft.
Die langsame Gewöhnung an das kalte Wasser der Pader ermöglichen es mir, mich meinen nächsten Kälteabenteuern Schritt für Schritt zu nähern. Und das Schöne ist, dass ich auf diesem Weg nicht alleine bin.
Ich habe dutzende Menschen aus Paderborn kennengelernt, die die gleiche verrückte Leidenschaft teilen. Es ist einfach toll beim frieren Gesellschaft zu haben.
Mit 100%er Sicherheit wird mein Gewöhnungsprozess an die Kälte noch viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. Marcia Cleveland hat in ihrem Buch Dover Solo geschrieben, dass sie zwei Jahre gebraucht hat. Aktuell noch unvorstellbar für mich, aber nicht mehr so unmöglich wie Anfang September.
Als Paderborner finde ich das Gefühl sehr erfüllend, dass mich die Pader auf diesem Weg begleitet. Sie gibt mir die Chance meine verrückten Abenteuerideen zu verwirklichen. Hoffentlich kann ich dann in ferner Zukunft darüber schreiben, wie mich die Pader nach England geführt hat.