Lübeck und meine eisige Liebe zum Norden
Jedes Jahr verzaubert mich Lübeck aufs Neue, während ich einen Kumpel und seine Familie dort besuche. Auf der Suche nach neuen Abenteuern im kalten Wasser kam mir meine Reise zu dieser wunderbaren Stadt im Norden perfekt gelegen.
Der Lübecker Zauber war diesmal sehr intensiv. Denn er wurde vom kalten Wasser getragen und durchdrang meinen ganzen Aufenthalt. Wie sehr ich Lübeck und den kalten Norden nach dieser Remote Work, Urlaubs Kombination liebe, erzähle ich hier.
Auf der Suche nach dem kalten Glück in Lübecks Gewässern
Überall um und in Lübeck gehört das Wasser der Wakenitz und der Trave zum Stadtbild. Nachdem ich letzten Monat meinen Körper intensiv der Kälte der Pader ausgesetzt habe, war ich heiß darauf, die Lübecker Kälte zu genießen. Drei Naturbäder bieten direkten Zugang zu diesen Gewässern. Leider war die Freibad-Saison schon vorbei. Trotzdem freute ich mich, unter der Woche remote in Lübeck zu arbeiten und mich auf die Suche nach Möglichkeiten zu begeben.
Es ergab sich ein glücklicher Zufall. Eine sehr gute Freundin meiner Familie wohnt in Lübeck. Sie hat mir Zugang zum Krähenteich verschafft, sodass ich dort im dunklen Wasser des Flusses kraulen konnte. Aber das war nicht alles. Am Steg des Freibads gibt es eine 75 Grad Sauna. In der Sauna, mit Blick auf den Fluss war ich endgültig tiefenentspannt. Doch brannte in mir eine Frage.
Kann ich über das Schwimmbad hinaus den Fluss erkunden? Wassersport gehört für die Lübecker mit dem Ruderverein zur Identität. Aber gibt es auch Schwimmer, die sich der Länge nach durch den Fluss kämpfen?
Der Wakenitzman
Bei meiner Erkundung der lokalen Sport- und Restaurantszene kam eine nette Dame auf den Wakenitzman zu sprechen. Wahnsinn, genau das was ich gesucht hatte! Ein extremes Schwimmevent: von Rothenhusen 14 Kilometer durch die Wakenitz nach Lübeck. Eine Distanz, die für mich noch nicht möglich ist. Mit viel Training kann ich mir vorstellen, in einer Staffel die 2,5 bis 4 Kilometer zu meistern.
Fehlt nur noch die Staffel, der ich mich anschließen kann. Oder ich eröffne meine eigene. Vielleicht nicht bis zum nächsten Jahr. Fest steht eines. Ich glaube fest daran, dass ich den Wakenitzman schaffen kann.
Mein erstes mal in Badehose bei 13 Grad im Meer schwimmen
Von Lübeck geht es in nur 15 Minuten mit der Bahn direkt zur Ostsee. Am Timmendorfer Strand flößte mir das Meer neues Leben ein. Wie lange ich einfach nur dort stand und den Wellen lauschte. Während sie in mir den Traum vom Kanalschwimmen zum Leben erweckten. Pure Gänsehaut spürte ich, als sich die Haare auf meinen Armen aufstellten.
Die Realität holte mich schnell ein. In Strandnähe kraulte ich durch die 13 Grad kalten Wellen. Ich bin noch so weit entfernt davon, ein Kanalschwimmer zu werden. So wie ein Baby, das krabbelnd vom ersten Marathon träumt.
Ein kleiner Schritt zu meinem Traum vom Ärmelkanal
Mein erstes Erfolgserlebnis: vor 2 Monaten schaffte ich keinen einzigen Kraulzug im Freibad. Jetzt schaffte ich es 10-15 Meter durch die Wellen im Meer. Auch meine Akklimatisierung an das kalte Wasser zahlte sich aus. Die 13 Grad der Ostsee fühlten sich warm an, im Vergleich zu den 13 Grad der fließenden Pader. Dadurch schmeckte das leicht salzige Meerwasser viel besser auf meinen Lippen.
Trotzdem fühlte es sich überwältigend an, mit dem Kopf untergetaucht an den Ärmelkanal zu denken. Mir vorzustellen, wie ich durch die endlose Wassermasse von England nach Frankreich schwimme. Und vielleicht mein Ziel niemals erreiche.
Die tödlichen Gefahren meiner neuen Herausforderung im Meer
Von der Seebrücke Scharbeutz sah ich einen Lichtblick. Eine gelbe Boje etwa 300 Meter vom Strand entfernt. Wäre doch gelacht, wenn ich es im nächsten Jahr nicht schaffe, einmal hin und zurück zu schwimmen. Diese Challenge hat auch eine Kehrseite. Nicht ohne Grund ist das Schwimmen unmittelbar an der Seebrücke verboten.
Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken, als ich im Zug vom Strand zurück nach Lübeck saß. Ein Mann am Strandkiosk erzählte mir von den Gefahren des Meeres. Er arbeitet dort und hat schon selbst gesehen, wie jemand direkt in Strandnähe ertrunken ist. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
Strömungen, das kalte Wasser und unvorhersehbare Strudel fordern jedes Jahr weitere Opfer. Mir war klar, dass das Schwimmen gefährlich ist, nur das war jetzt etwas ganz anderes. Es klatschte mir ins Gesicht. Was man als Schwimmer für eine Verantwortung hat! Nicht nur für sich selbst. Auch für die Menschen, die zuschauen.
Seine eigenen Grenzen richtig einzuschätzen und doch über sie hinauszuwachsen. Das sieht im Kontext des Schwimmens unfassbar schwierig für mich aus. Trotzdem stelle ich mich dieser Herausforderung.
Wie weit kann ich diese Grenzen verschieben? Welche Grenzen legt mir mein Körper auf? Welche existieren nur in meinem Kopf?
Mein kaltes Trainingscamp im Norden
Entschlossenheit entsprang meinem Erlebnis am Meer. Deshalb ging ich am nächsten Tag nach meinem Krafttraining direkt ins Hallenbad und trainierte eine Stunde Kraulen. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine Stunde am Stück das Schwimmen fokussiert trainiert.
Meine erste 25 Meter Bahn schwamm ich in rund 19 Sekunden. Total außer Atem musste ich 90 Sekunden pausieren. 50 Meter am Stück schaffte ich es noch nicht. Die Luft bleibt mir einfach weg. Und da ich auf Langstrecken schwimmen möchte, ist das meine größte Baustelle.
Auch hier hat Lübeck mal wieder geglänzt. Vom EasyFitness am Haerder Center musste ich nur einmal über die Straße zum Zentralbad laufen. Perfekte Trainingsbedingungen! Für nächstes Jahr stelle ich mir ein intensives Trainingscamp im Norden vor. Mit einem erfolgreichen Abschluss beim Schwimmen zur Boje am Timmendorfer Strand.